Summary: | Bittplätze? sind architektonische Strukturen an peripheren Arealen ägyptischer Tempel: An Umfassungsmauern und Toren, in den Höfen und den Tempelvorplätzen, aber auch in den Arealen hinter den Tempeln, die von Borchardt 1933 als ?Gegentempel? bezeichnet wurden. Diese sind meist durch offizielle Stellen geplant und angelegt worden. Am Grundriss der Tempelareale sowie an den baulichen Gegebenheiten lässt sich ablesen, dass wahrscheinlich nur ausgewählte Menschen wie Priester, genauer Propheten, Zugang zu diesen sekundären Bittplätzen hinter den Tempeln hatten. Türen und Korridore ermöglichten den Zugang zu bestimmten, restriktiven Orten, konnten diese aber auch verschließen. Primäre Bittplätze direkt an Toren, an Umfassungsmauern der Tempelbezirke und an Dromoi waren besser zugänglich und wurden daher vermutlich häufiger von Laien aufgesucht. Die Bittplätze können im Niltal bereits seit der 18. Dynastie unter Thutmosis I. nachgewiesen werden, während sie in den westlichen Oasen erst seit der 25. / 26. Dynastie belegt sind. Sie werden insgesamt bis in die griechisch-römische Zeit gebaut und genutzt. Bei einem diachronen Vergleich der Bittplatzformen lässt sich keine eindeutige Entwicklung feststellen. Jedoch ist auffällig, dass die sekundären Bittplätze hinter den Tempeln sowohl im Niltal als auch in den Oasen während der griechisch-römischen Zeit zu einem typischen Element der Tempelanlagen wurden. Sie scheinen Ausdruck veränderter bzw. weiterentwickelter kultischer Handlungen zu sein. Dies lässt vermuten, dass Praktiken, die an diesen Kultstellen im Zuge des Tempelkultes stattgefunden haben, möglicherweise an Bedeutung gewannen. Nach dem bisherigen Kenntnisstand waren sekundäre Bittplätze nur an Göttertempeln vorhanden.
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