Summary: | "Geschichte wird 'gemacht': Christian Gudehus hat Führungen in vier deutschen NS-Gedenkstätten untersucht und zeigt, wie das öffentlich-offizielle Sprechen über die Verbrechen des Nationalsozialismus das Wissen über geschichtliche Abläufe formt und Geschichtsbilder erzeugt. Die Erzähler bei diesen Führungen wählen aus einem kanonischen Bestand von Geschichten und Deutungen aus und arrangieren diese vor allem im Hinblick auf gegenwärtige Interessen. Dies können Vorstellungen einer moralischen Erziehung zum besseren Menschen ebenso sein wie Bemühungen, sich als Erzähler der 'richtigen Seite' in Vergangenheit und Gegenwart zuzuordnen. Diese Erzählungen sind tendenziell ahistorisch, erziehend und normativ. Daneben findet sich ein zweiter Modus des Sprechens, der angelehnt an sozialwissenschaftliche Argumentationsweisen Vergangenheit als erklär- und verstehbar konstruiert. Die Studie verbindet die kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung mit der Tradierungsforschung. Die Tradierungsforschung hat eine Reihe von Studien zum privaten Sprechen über den Holocaust vorgelegt, nach denen 'Opa kein Nazi war'. Diese Deutungen unterscheiden sich zwar inhaltlich von den Erzählungen im Rahmen der Führungen in NS-Gedenkstätten, die darunter liegende strukturelle Ebene der Konstruktion von Vergangenheit weist jedoch eine Reihe von Parallelen auf"--From publisher's web site.
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