Summary: | Inmitten der Kleinstadt Milas in der Südwesttürkei, dem antiken Mylasa in Karien, wird seit 2010 ein heiliger Bezirk auf einer erhöhten Plattform ausgegraben. Anlass war die Entdeckung eines gewaltigen Grabmonumentes mit prächtig ausgestatteter, fürtstlicher Grabkammer, bei dem es sich um einen Zwillingsbau des berühmten Mausoleums von Halikarnossos handelt, einem der "Sieben Weltwunder" in der Antike. Bei den Grabungen sind zahlreiche Inschriftensteine gefunden worden, die aus verschiedenen Epochen stammen und zumeist in einem sekundären Kontekt verbaut waren: Dekrete, Weih-, Ehren-, Bau-, Grabinschriften, Graffiti und andere. Sie tragen viel Neues bei zu der bisher bekannten, reichen Epigraphik der Polis Mylasa. An Bedeutung weit über diese Thematik hinausragend ist die 2014 auf der Plattform entdeckte, 125-zeilige Versinschrift in katalektischen trochäischen Tetramentern, die ein bis dahin unbekannter Dichter namens Hyssaldomos verfasst hat. Sie bereichert die griechische Dichtung um einen aussergewöhnlichen Quellentext. Ihre sprachlichen, metrischen, motivischen, kompositorischen und typologischen Besonderheiten, der Inhalt ihrer Erzählung und deren historische Bezüge, Urheber, Kontext und Zweck ihrer ursprünglichen Aufstellung werden das Interesse von Forschern verschiedener Disziplinen der Altertumswissenschften - Philologie, Geschichte, Archäologie, Religionswissenschaft - auf sich ziehen. Ihre Kommentrierung und Interpretation nimmt den grössten Teil dieses Buches ein.
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